Geschichte

Pfarr- und Dekanatskirche zum Hl. Georg in Bergheim (Kirchenführer pdf)

Unmittelbar an der Geländestufe des nach Nordwesten hin abfallenden Plainer Berges erhebt sich, weit in die Landschaft sichtbar, die Pfarr- und Dekanatskirche zum hl. Georg. Zahlreiche Gräberfunde in dieser Gegend beweisen, dass das Gebiet seit der bajuwarischen Landnahmne (7. Jh. n. Chr.) ununterbrochen besiedelt ist. Dazu stimmen auch die gerade im Norden des Salzburger Beckens anzutreffenden Ortsnamen, die auf -ing, -heim, -dorf endigen, typische Hinweise auf die Neugründung einer Siedlung in dieser Epoche. Im Süden Salzburgs fehlen sie fast gänzlich. Die bereits 788 im Güterverzeichnis des Bischofs Armo erwähnte und mit einem Hof ausgestattete Kirche "ad Fischaha" stand am Platz der heutigen Liegenschaft Xantenweg 3. Das Haus der Familie Nußbaumer ist der Nachfolgebau der 1800 profanierten und um 120 Gulden veräußerten Margarethenkirche.  Die im Jahr 927 von Erzbischof Adalbert dem Diakon Reginold übergebene Kirche samt Grundbesitz ist jedoch sicher an der Stelle der heutigen Pfarrkirche zu suchen. Vermutlich war mit diesem Ansitz eines hochfreien Ministerialengeschlechtes (die "Itzlinger" oder "Fischacher") auch eine Burg verbunden. Davon hat sich aber nichts erhalten. Diese reichen Herren von Bergheim verschafften der Kirche eine große Ausstattung, die sie in die Lage versetzte, hier ständig mehrere Priester zu beschäftigen. In diesen Zusammenhang fügt sich sehr gut der Patron St. Georg. Die Verehrung dieses "Großmärtyrers" kam aus dem Osten zu uns und ist im bajuwarischen Raum schon im 7. Jahrhundert belegbar. Von den 788 genannten Kirchen haben zehn Prozent das Georgspatrozinium.

Aus dem alten Pfarrbezirk wurden 1642 Anthering und 1787 Hallwang als Vikariate ausgepfarrt, 1790 erhielt Elixhausen einen eigenen Seelsorger. Seit 1812 ist Bergheim auch Sitz eines Dekanates.


Die Pfarrkirche

Vom gotischen Vorläuferbau stehen nur mehr die unteren drei Geschoße des Turmes. Das gesamte übrige Gebäude, das in derselben Achse genau unter der heutigen Pfarrkirche zu suchen ist, wurde wegen Baufälligkeit abgetragen.

Nach einem langen und pannenreichen Weg konnte 1695 endlich der Maurermeister Matthias Köllensperger die neue Kirche errichten. Der gotische Turm der Pfarrkirche erhielt 1797/98 nach den Plänen des Hofbaumeisters Wolfgang Hagenauer ein neues Glockengeschoß.

Die Kirche ist ein einschiffiger Saalbau, dessen Schiff sich in vier Joche gliedert. Der etwas einspringende Altarraum zeigt eine runde Apsis. Die auffallend schmalen Joche des Langhauses werden von Pilastern gegliedert. Die lichtführung ist für das frühbarocke Raumverständnis charakteristisch: Die rechteckigen Fenster haben darüberliegende Ochsenaugen und verleihen damit dem hohen Raum und seiner stichkappengewölbten Tonne einen hellen, gleichmäßig ausgeleuchteten Eindruck.

Die schöne Lichtstimmung wird noch durch die einheitliche Baraockausstattung unterstrichen.


Hochaltar

In den Jahren 1706/07 lieferte der Salzburger Altarbauer Lorenz Windbichler bereits den Aufbau des Hochaltares; der heimische Bildhauer Simon Fries schnitzte die Figuren.

Das reichgekröpfte Gebälk des Altares wird von vier gewundenen Säulen getragen. Auf dem erhöhten Altaraufsatz steht der originale Barocktabernakel, von zwei anbetenden Engeln flankiert. Zwischen den Säulen stehen in ganzer Figur der hl. Petrus (mit Tiara, Schlüssel und Kreuzstab) bzw. ihm gegenüber der hl. Rupert (mit Salzfaß und Hirtenstab), über den Durchgängen die etwas später aufgestellten Statuen der Heiligen Judas Thaddäus und Johannes Nepomuk. Die beiden Altarbilder (hl. Georg zu Pferd als Hauptbild und die Krönung Mariens im Oberbild) schuf der Salzburger Maler Johann Friedrich Pereth (Peretti).

Auf dem Gesprenge sitzen die Figuren der hl. Barbara und Katharina, neben dem Oberbild im Vierpaß Joseph und Johannes Evangelist, ganz oben der hl. Michael zwischen zwei Putti.

Die 1707 an den Langhauswänden aufgestellten Seitenaltäre stammen ebenfalls von Lorenz Windbichler.


Kreuzaltar

Der linke Seitenaltar ist dem Hl. Kreuz geweiht. Zwei gedrehte, vergoldete Säulen tragen den Altaraufbau. Davor stehen die beiden hll. Diakone Stephanus und Lurentius. Das Kreuzigungsbild folgt dem üblichen Typus: Maria und Johannes stehen neben dem Gekreuzigten, Magdalena kniet zu seinen Füßen, weinende Putti bereichern die Szene.

Das runde Auszugsbild stellt die Hl. Sippe dar: Joachim, Anna, Joseph, Maria und das Jesuskind. Links und rechts davon heilige Frauen: Apollonia (mit Zange) und Agatha (mit Brüsten), oben sitzend Scholastika (die Zwillingsschwester des hl. Benedikt) und Ottilia (Benediktinernonne aus dem Elsaß). Ganz oben steht die hl. Margaretha (Patronin gegen Gewürm). Auf der etwas zurückgesetzten Mensa befindet sich zwischen zwei Reliquiaren in einem reich durchbrochenen Barockrahmen (um 1750) Das Passauer Maria-Hilf-Bild.


Taufe-Christi-Altar

Gegenüber an der Südseite ist der Altar der Taufe Christi.

Der Himmel öffnet sich, Gottvater ist über dem Taufgeschehen sichtbar, die Engel halten ein rotes Gewand für den aus dem Wasser steigenden Herrn bereit. Der Aufbau des Altares entspricht dem auf der gegenüberliegenden Seite. Die Schreinfiguren sind Zacharias (als alttestamentlicher Priester gekleidet) und Elisabeth, die Eltern Johannes des Täufers. Oben zeigt das runde Auszugsbild Sebastian und Florian. die Figuren auf dem Gesprenge des Altares stellen Franz von Assisi und Antonius von Padua dar, ganz obend sitzend zwei hl. Priester (mit Birett und Palme). Stehend oben der hl. Karl Borromäus, unten im gleichen Rahmen wie gegenüber der hl. Joseph mit Kind (gemalt von Toni Kirchmayr, Oberau in Tirol, um 1940).


Kanzel

Die Kanzel zählt zu den reichsten Ausstattungsstücken der Kirche. Der in fünf Felder geteilte Korb wird durch gedrehte, marmorierte und vergoldete Säulen gegliedert. Die Stuette des Salvator Mundi (mit der Weltenkugel) ist in segnender Geste dargestellt, die vier Evangelisten mit ihren Symbolen: Lukas (Stier), Matthäus (Engel), Johannes (Adler) und Markus (Löwe).

Der auffallend flache Schalldeckel wird von Lambrequins geziert. Unten am Korb der Kanzel ist ein großer geschnitzter Granatapfel angebracht - das alte Symbol für das Leiden Jesu.

Von den großen Einzelfiguren der Kirche ist vor allem das Chorbogenkreuz erwähnenswert, eine Arbeit des Simon Fries aus der Zeit um 1710.

Die Madonna vom Siege (linker Wandpfeiler im Langhaus) hält auf dem rechten Arm das Kind und in der linken Hand das Zepter. die beiden Leidensfiguren an der rechten Chorwand, der Gegeißelte Heiland und die Schmerzensmuter sind um 1720 entstanden.

Der Kreuzweg ist um 1900 im nazarenischen Stil geschaffen worden.

Die geschwungene Empore entstand in der Erbauungszeit. Die Orgel aus der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde 1968 von der Firma Dreher und Reinisch erneuert.

Bei der letzten Renovierung (1980) wurden das Gestühl und der Boden im Langschiff erneuert. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die neuen Luster angebracht. Bei den Apostelkreuzen sind die zwölf Apostel in Halbfiguren gemalt (frühes 20. Jh.).

Von den Grabsteinen sind erwähnenswert: Der Grabstein mit dem halbfigurigen Relief des Priesters Wolfgang Hofer († 1565) unter dem Pultdach beim hinteren Eingang und der Grabstein mit einem Kreuzigungsrelief und dem darunter knienden Stifter Paul Ursprunger zu Ursprung († 1604) in der Turmvorhalle.


Laurentiuskapelle

Der kleine, einschiffige, gotische Raum mit einem 3/8-Schluß wurde 1520 geweiht. Das bei Friedhofskapellen häufig anzutreffende Patrozinium des römischen Erzmärtyrers Laurentius ist auf dem schönen Altarbild des frühen 17. Jahrhunderts dargestellt. Der außen ganz glatte Bau zeigt im Inneren ein reiches Parallelrippengewölbe, das sich im Altarraum in einen Stern öffnet. Mehrere Grabsteine sind erwähnenswert. Die Kapelle dient seit 1950 als Kriegergedächtnisstätte.


Dechantshof

Der mächtige Dechantshof bildet mit der Kirche eine schöne Baugruppe. Das im 16. Jahrhundert erbaute Haus wurde um 1760 mit einer neuen Fassade und einem neuen Dachstuhl versehen; 1972 wurde es innen vollkommen umgebaut.


Würdigung

In der unmittelbaren Umgebung der Stadt Salzburg gehört Bergheim zweifelsfrei zu den interessantesten und bedeutendsten Kirchen. Obzwar von ihrer Bausubstanz her das hohe Alter nicht erkennbar ist, hat dieser einmalige, weit in die Landschaft ragende Ort seit dem 8. Jahrhundert eine ungebrochene Ausstrahlung. Diese fand ihren Höhepunkt, als im 17. Jahrhundert auf dem Pfarrgebiet von Bergheim zwei bedeutende Wallfahrten entstanden: Söllheim und Maria Plain. letzteres ist bis heute die meistbesuchte marianische Kultstätte des Landes.

Johannes Neuhardt